Presseinformation - 14. Januar 2013

Fehlendes Fingerspitzengefühl

Satz des Jahres 2012 stammt von Peer Steinbrück


Der deutsche Satz des Jahres 2012 lautet:
"Mir fehlte das Fingerspitzengefühl".
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erklärte mit dieser Aussage im November 2012 bei einer Podiumsdiskussion in Hamburg, warum er von den Stadtwerken Bochum ein Honorar in Höhe von 25.000 Euro annahm.

Die vollständige Version des Zitats lautet: "Mir fehlte in diesem Augenblick das Fingerspitzengefühl, dass dahinter ein kommunales Unternehmen steckte." (Süddeutsche Zeitung Online-Ausgabe, 11. November 2012).

Nach Ansicht der Jury bringt das gekürte Zitat treffend den verbreiteten Mangel an Sensibilität zum Ausdruck, den einige führende Vertreter aus Politik und Wirtschaft 2012 an den Tag legten. Neben Steinbrücks Redehonoraren gehörten dazu auch überzogene Gehälter von Managern staatlich unterstützter Finanzinstitute und der "fliegende Teppich" des Entwicklungshilfeministers, der es mit seinem Afghanistan-Zitat in die Auswahlliste schaffte.

Mangelndes Fingerspitzengefühl bildete damit im vorigen Jahr einen wichtigen Faktor für den Vertrauensverlust von Politik und Wirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung. Im Gegensatz zu anderen hat Peer Steinbrück nach Ansicht der Juroren diese mangelnde Sensibilität im Umgang mit kontroversen Themen für sich zumindest teilweise erkannt, wie der Satz belegt.

Die Jury bestand aus dem Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider, dem Kölner Kabarettisten Thilo Seibel und dem Satz-des-Jahres-Organisator Milon Gupta. Sie wählten den Satz aus mehr als 30 Vorschlägen, die bis Ende 2012 per Website eingereicht wurden.

In die engere Auswahl kamen, in chronologischer Reihenfolge, auch folgende Sätze:

"Wir können helfen, aber wir können nicht in ein Fass ohne Boden schütten."
Kommentar von Finanzminister Wolfgang Schäuble am 15. Februar 2012 in einem SWR-Interview zu Finanzhilfen für Griechenland.

"Euer Hass ist unser Ansporn."
Bundespräsident Joachim Gauck am 23. März 2012 in seiner ersten Grundsatzrede in Richtung der Rechtsextremen.

"Jetzt gilt es für die Beschäftigten ... schnellstmöglich eine Anschlussverwendung selber zu finden."
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zur weiteren Zukunft der Beschäftigten des insolventen Drogerie-Unternehmens Schlecker - ZDF, 1. April 2012.

"Berlin kriegt keinen hoch."
Die Tageszeitung taz am 8. Mai 2012 zur wiederholten Verschiebung des Termins zur Eröffnung des Berliner Großflughafens.

"Ich wollte das Kleingewerbe in Afghanistan unterstützen."
Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) am 10. Juni 2012 in der "Bild am Sonntag" über seine Teppichaffäre - er hatte einen privat gekauften Teppich von einer Regierungsmaschine des Bundesnachrichtendienstes gratis von Kabul nach Berlin bringen lassen.

"Nicht, solange ich am Leben bin."
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 28. Juni 2012 vor der FDP-Bundestagsfraktion nach Angaben von Teilnehmern über die Idee, in der EU Euro-Bonds einzuführen.

Das Hauptkriterium für die ausgewählten Sätze war, dass sie wichtige gesellschaftliche Trends im Deutschland des Jahres 2012 auf den Punkt bringen. Die Satz-des-Jahres-Aktion ist privat organisiert und verfolgt keine kommerziellen oder parteipolitischen Absichten.

Ab sofort können bis Jahresende Vorschläge für den Satz des Jahres 2013 unter der Webadresse www.satzdesjahres.de eingereicht werden.


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